Das Leben des Edgar Allan Poe - der Schriftsteller im Portrait
Edgar Allan Poe galt als der Meister des Horrors schlechthin. Denn mit seinen schreckensreichen und alptraumhaften Geschichten hat er den Weg zum heutigen Horrorgenre geebnet. Zu seinen Lebzeiten wurde er nicht nur geliebt, sondern wurde heftig kritisiert. Sein Nachlassverwalter Rufus Wilmot Griswold nannte den Schriftsteller „satanisches Beispiel ohne jedes moralische Empfinden“. Edgar Allan Poe war wie ein verrückter Wissenschaftler, der sich ständig der Forschung der Abgründe des menschlichen Unterbewusstseins widmete. Das Themenkarussell drehte sich unaufhörlich um Reue, Rache, Mord und das nackte Grauen. Motivation holte Poe aus seinem eigenen traurigen Leben.
1. Die Kindheit von Edgar Allan Poe
Die Schrecken seines Lebens nahmen bereits in seiner unrühmlichen Kindheit seinen Lauf. Poe erblickte am 19. Januar in Boston das Licht der Welt. Er wuchs seit seinem zweiten Lebensjahr als Waisenkind auf. Der Unternehmer John Allan nahm ihn in seine Obhut. Die Erziehung, die er bei ihm genoss, war grundsätzlich von hoher Güte, jedoch komplett ohne menschliche Wärme. Im Jahr 1828 versuchte sich der junge Edgar an seinen ersten literarischen Versuchen, jedoch ohne Erfolg. Er ging auf die Militärakademie West Point, von der er 1831 wegen „Aufsässigkeit“ flog.
Seine Mutter war die Schauspielerin Elizabeth Arnold Hopkins Poe, die im Jahr 1811 an Tuberkulose starb. Zu allem Unglück verließ sein Vater die Familie fast zeitgleich zu seiner Geburt. Danach begann sein Leben als Waisenkind. Frances Allan überredete ihren Mann John schlussendlich dazu, Edgar Poe in die Familie zu integrieren. Im Jahr 1815 ging Poe auf die Old Grammar School. Diese Schule lag in der schottischen Stadt Irvine. Durch die Wirtschaftskrise im Jahr 1819 erlitt das Vermögen von John Allan einen massiven Schwund. Bis zum Jahr 1825 lebte die Familie Allan aufgrund dessen in einfachen Verhältnissen.
2. späte Jugend und junges Erwachsenenalter
Bereits im zarten Alter von 17 Jahren schrieb sich der junge Edgar Allan Poe in der Universität von Virginia (Charlottesville) ein. Dort widmete er sich dem Studium der alten und neuen Sprachen. Die Zeit seines Studiums markierte jedoch einen weiteren Tiefpunkt in seinem Leben: eine fortschreitende Überschuldung sowie Trunkenheit.
Dies lag einerseits an den hohen Kosten des Studiums, andererseits an Glücksspielen. Ein weiterer Grund war angebliche die mangelnde finanzielle Unterstützung des Ziehvaters. Zumindest stellte dies die Ansicht von Poe dar. Die hohen Schulden führten zusehends zu familieninternen Spannungen und zu Depressionen. Er flüchtete anschließend zu seiner Tante nach Richmond und begann eine Tätigkeit als Journalist. Im Jahr 1836 heiratete er seine erst minderjährige Cousine. Diese Cousine hieß Virginia Clemm. Den Job als Journalist verlor er jedoch durch sein Alkoholproblem.
3. Seine ersten Werke und seine Zeit als Soldat
Mit 18 Jahren begann für den jungen Poe seine Zeit als Soldat bei der US-Army. Er meldete sich unter dem falschen Namen Edgar A. Perry an. Während dieser Zeit im Sommer 1827 schrieb er seinen ersten Gedichtband namens „Tamerlane and Other Poems“. Im November desselben Jahres wurde er ins Fort Moultrie verlegt (Charleston). Fort Moultrie lag auf der Insel Sullivan’s Island, welche als Vorlage für seine Geschichte „The Gold Bug“ diente. Im Frühjahr 1829 verließ er die Armee und kehrte nach Richmond zurück. Ein Jahr später setzte er seine Karriere in der Armee jedoch als Kadett in West Point fort.
Währenddessen, im Dezember 1829, brachte er einen zweiten Gedichtband mit dem Titel „Al Aaraaf, Tamerlane and Minor Poems raus. Die Leistungen von Edgar Allan Poe auf der Militärakademie waren außerordentlich gut. Seine Schwerpunktfächer waren Mathematik und Französisch. Im Herbst desselben Jahres heiratete Edgar Allan Poes Ziehvater erneut. Dies führte zu einem endgültigen Abbruch von Poes Beziehungen zu John Allan. Später wurde Poe von West Point verwiesen, als er die Entlassung durch wiederholte Regelbrüche herausforderte.
Bei vielen Werken aus Poes Feder handelt es sich um Detektiv-Geschichten. Dazu zählen unter anderem „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ (1841) sowie „Das verräterische Herz“. Große Bekanntheit erlangte das düstere Gedicht „The Raven“, welches 1845 in der New Yorker Zeitung „Evening Mirror“ erschien. Es besteht aus über 100 Versen und erzählt die Geschichte eines traurigen Mannes, dessen Geliebte gestorben ist. Dieser Mann erhält einen nächtlichen Besuch eines unheimlichen Raben.
1. Aufstieg von Edgar Allan Poe in Europa
So unbeliebt Poe auch in den USA war, so sehr stieg seine Beliebtheit zwischen 1840 und 1850 in Europa. Nicht nur seine Trunkenheit, sondern auch seine kritischen Berichte über amerikanische Schriftsteller waren Gründe für seinen ausbleibenden Erfolg in Amerika. Die US-Amerikaner des 19. Jahrhunderts konnten mit seiner Misanthropie nichts anfangen. Der Anfang seiner europäischen Karriere ging von Charles Baudelaire aus.
Der französische Schriftsteller entdeckte Edgar Allan Poe 1845 und machte ihn auf dem europäischen Kontinent bekannt. Baudelaire übersetzte seine Werke in die französische Sprache. Heutzutage wird er gefeiert von Horrorfans aus aller Welt. Seine Werke werden oft im Deutsch- und Literaturunterricht behandelt. Sein Roman „Der Bericht des Arthur Gordon Pym“ wird als Auftakt zum Science-Fiction-Genre angesehen.
2. Besonderheiten von Edgar Allan Poes Geschichten
Die Werke des amerikanischen Dichters sind regelrecht durchzogen von melancholischen und schwermütigen Emotionen. Vor allem das Gedicht „der Rabe“ erschüttert den Leser durch die aussichtslose Situation, in der sich der Protagonist befindet. Der Rabe kennt als einzige Antwort auf alle Fragen der Hauptfigur nur „Nimmermehr!“. Dies raubt alle Hoffnungen. Inspiriert hatte sich Edgar Allan Poe durch die Romantik und Autoren wie Lord Byrons und Charles Dickens. Einen großen Anteil der schwermütigen Kraft seiner Geschichten holte er jedoch aus seinen eigenen Erfahrungen. Seine Einsamkeit, die Kaltherzigkeit seines Ziehvaters und die Abweisung von der Militärakademie spielten dabei eine große Rolle. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Einfluss ist die Schwindsucht seiner Cousine, die er im Jahr 1836 ehelichte. Besonders pikant: zum Zeitpunkt der Eheschließung war sie noch minderjährig.
Literatur wurde damals oft anders wahrgenommen als heutzutage. So nahmen viele Leser seine Bücher als die Beschreibung von realem Geschehen wahr und ordneten sie nicht als Fiktion ein. Poe schreibt oft aus der Perspektive der Hauptfigur und gibt Einblicke in einen krankhaften Charakter.
Edgar Allans Poes Zeit in Philadelphia
Das Jahr 1939 war für den jungen Schriftsteller der Beginn für seine Tätigkeit als Redakteur beim Burton’s Gentleman’s Magazine. Seine Aufgaben waren Bürotätigkeiten sowie das Schreiben von verschiedenen Texten. Später fing er eine Nebentätigkeit beim Alexander’s Weekly Messenger an, bei dem er Arbeiten zur Kryptografie veröffentlichte. Ende 1939 brachte er seine erste Sammlung an Erzählungen heraus. Diese Sammlung mit dem Titel „Tales of the Grotesque ans Arabesque“ wurde in zwei Bänden veröffentlicht. 2 Jahre später, im Frühjahr 1842, lernte er den Schriftsteller Charles Dickens kennen. Dessen Bücher kamen bei Poe gut an. Dickens erklärte sich dazu bereit, sich für Poes Werke bei britischen Verlagen einzusetzen.